Eine grammatikbasiete Integration von Hypertext und wissensbasierten Systemen
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Für die folgenden Überlegungen gab es einen theoretischen und einen praktischen Anstoß. Der erste besteht in der These, daß Datenbanktheorie und Expertensysteme ein genuines Anwendungsfeld der Linguistik darstellen und zwar nicht nur, wo es um natürlichsprachige Abfrage oder die Grammatiken der benutzten Programmieroder Abfragesprachen geht. Der Grund ist ganz allgemein die Sprachförmigkeit der diesen Systemen immanenten Strukturen. (vgl. Prätor 1990) Obwohl diese These vor einem sprach philosophischen Hintergund nicht sonderlich überraschen kann, gibt es doch nur ein geringes Bewußtsein von ihr in den angesprochenen Anwendungsfeldern. Gleichwohl schlägt die Sprachförmigkeit auf die Begriffsbildung durch. Datensätze werden entweder als Objekte mit gewissen Attributen oder nach dem Muster der Prädikatenlogik als Sachverhalte in Bezug auf einen oder mehrere Gegenstände betrachtet. Der praktische Anstoß resultiert aus der hohen Akzeptanz von Hypertextsystemen bei den Anwendern von wissensbasierten Systemen auf medizinischem Gebiet. Da deren Entwicklung mein gegenwärtiges Aufgabenfeld darstellt, kann mich das nicht gleichgültig lassen. In der Tat bilden Hypertextsysteme wegen des geringeren Strukturierungsaufwands, der bequemen Handhabungsweise und der besseren Anschlußmöglichkeit an traditionelle Formen der Wissensdarstellung häufig eine überlegenswerte Alternative zu wissensbasierten Systemen. Die teilweise vielleicht etwas zu schematische Gegenüberstellung geht von der ursprünglichen Intention der Expertensysteme aus, einen Experten zu simulieren, was sich augenfällig im Stellen von vielen Fragen äußert, und kontrastiert sie mit dem Werkzeugcharakter der Hypertextsysteme, die die Führung ganz klar beim Benutzer belassen. Sie ordnet die Systeme, obwohl sie die jeweiligen Leistungen deutlich erweitern, den Grundtypen der Datenbanken mit hochstrukturierten Informationen und der Verarbeitung gering strukturierter Fließtexte zu. Daraus ergibt sich sowohl die Leistungsfahigkeit der Datenbanken für die Selektion und Umstrukturierung von Daten wie auch als Kehrseite ihr außerordentlich hoher Bedarf nach Standardisierung und Strukturierung der Informationen. Im Vergleich zu ihnen geben sich die Hypertexte mit einer flexibleren Strukturierung zufrieden. Sie ermöglichen so einen besseren Anschluß an die traditionellen Medien des wissenschaftlichen Informationsaustausches, besonders also die Druckwerke, und damit an die aktuelle fachliche Diskussion, häufig ein Schwachpunkt von Expertensystemen. In der abschließenden Charakterisierung der Wissensrepräsentation in Hypertextsystemen als menschenfreundlich ist die eigentliche Provokation, in diesem Zusammenhang überhaupt von Wissensrepräsentation zu sprechen. Nach dem Sprachgebrauch der Informatik liegt diese hier nicht vor. Man sollte aber nicht vergessen, daß in einem allgemeineren Verständnis Texte nicht nur einen Fall, sondern geradezu das Paradigma von Wissensrepräsentation darstellen, daß sie lediglich nicht den gegenwärtig realisierbaren Möglichkeiten automatischer Inferenz zugänglich sind. Man kann sogar umgekehrt behaupten, daß die Rede vom Übergang von Datenbanken zu Wissensbanken nur insofern Sinn macht, als darin die Annäherung der zunächst beliebigen Datenstruturen an die semantischen Struktur von Sätzen, und damit von Textelementen, zum Ausdruck kommt. Daß die Möglichkeiten der Hypertextsysteme im Hinblick auf die Behandlung von Wissen nicht so bescheiden sind, wie man auf den ersten Blick annehmen möchten, zeigt sich daran, daß man einfache Expertensysteme, nämlich solche mit determiniertem Suchbaum, durch Hypertextsysteme ersetzen kann. In der Abbildung 2 wird ein Ausschnitt aus einem kommerziell erwerbbaren System zur Leberdiagnostik in seiner Baumstruktur dargestellt, das in seiner Funktionalität vollständig durch ein Hypertextsystem ersetzt werden könnte. Das Prinzip der Nachahmung ist einfach. An jedem Entscheidungsknoten ist das System auf Informationen angewiesen. Im Hypertextsystem werden dem Benutzer Fragen gestellt und er muß die der richtigen Antwort entsprechende Taste drücken und gelangt so entweder an die anschließende Frage oder, wenn der Entscheidungsbaum abgearbeitet ist, zur Antwort. Möglich ist das, wie bereits gesagt, nur bei einem relativ einfachen Typus von Expertensystemen. In komplizierteren Fällen ist die Ersetzung nicht mehr möglich. Wünschenswert ist dann aber eine wechselseitige Ergänzung der Leistungen. Im Einzelfall können
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تاریخ انتشار 1992